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Die Verstädterung des Terrors resultiert in einer wesentlichen Veränderung der Vorgehensweise von Terrorist:innen, die sich von öffentlichkeitswirksamen Anschlägen gegen stark gesicherte Räume auf so genannte soft targets verlagern. Dabei handelt es sich um belebte, alltägliche Räume, die schwer (wenn nicht gar unmöglich) zu sichern sind, insbesondere ohne die Erfahrung des öffentlichen Raums zu verändern. Absperrungen, Barrieren und Tore können die öffentliche Wahrnehmung von Belagerung oder Verwundbarkeit sogar noch verstärken und das Gefühl der unmittelbaren Gefahr und der Antizipation eines Angriffs verstärken. Im Angesicht des Terrorismus erfährt der urbane öffentliche Raum nicht nur tiefgreifende physische und materielle Veränderungen, sondern wird auch atmosphärisch in seiner gefühlten Qualität als kollektiver Raum verändert. Parallel zur Militarisierung europäischer urbaner Räume gegen eine diffuse Bedrohung jener soft targets, wird auch die Governance von Sicherheit und städtischer Bedrohung zunehmend vom Staat und seinen antizipatorischen Präventionslogiken auf Gemeinschaften und diffusere Formen kollektiver Wachsamkeit verlagert, wobei sich auch individuelle Reflexe in den Kampf gegen den Terror einschreiben. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Delegation und Dezentralisierung von “widerstandsfähigem Verhalten” und Wachsamkeit an lokale Gemeinschaften und Einzelpersonen wissen wir immer noch nicht, wie diese Verschiebungen die Erfahrung der Stadt für Stadtbewohner verändern.
Dieses Projekt konzentriert sich auf diese atmosphärischen Veränderungen, die als Teil des alltäglichen städtischen Lebens angesichts von terroristischer Bedrohung und der Maßnahmen zur Terrorismusbekämpfung noch zu wenig erforscht sind. Wie schlagen sich Trauer und Angst in der gelebten Erfahrung der Stadt nach einem Anschlag nieder, jenseits von formalisiertem Gedenken und Mahnmalen nach dem Ereignis? Wie können wir wirksame Verteidigungsinfrastrukturen gewährleisten, ohne das “Gefühl des Ortes” in geselligen und belebten Stadtgebieten zu verändern? Wir hinterfragen insbesondere den Bereich des Atmosphärischen als eine entscheidende Ebene der städtischen Erfahrung, auf der sowohl Terrorismus als auch Sicherheit operieren, verhandelt werden und sogar täglich Widerstand geleistet, angefochten oder interveniert wird. Wir konzentrieren uns auf einen Bereich, der derzeit noch unerforscht ist, zwischen dem Exzeptionalismus von Terrornotfällen auf der einen Seite und der Gewöhnlichkeit des täglichen Lebens in der Stadt, welches trotz Terrordrohungen und tatsächlichen Ereignissen “weitergeht”.
Unsere Forschung wird sich mit der Frage befassen, wie Atmosphären die Art und Weise beeinflussen können, wie Sicherheit von den Behörden artikuliert, geplant und angewendet wird. Sie wird auch untersuchen, wie diese Empfindlichkeiten von Bürger:innen durch alltägliche Praktiken mobilisiert, verhandelt und verstärkt werden, und zwar in einer Reihe von Städten in Europa mit unterschiedlichem Bedrohungsgrad: einige haben in jüngster Zeit Anschläge erlebt (Berlin, Nizza, Paris), während andere als weniger beunruhigt wahrgenommen werden oder zumindest keine größeren Anschläge erlebt haben (Birmingham, Plymouth). Wenn wir auf diese Weise mit Atmosphären arbeiten, können wir uns mit der Verflechtung von sozialen Begegnungen im öffentlichen Leben, Praktiken der Sicherheit und Sicherung, Erzählungen und Diskursen über Terror und Sicherheit, Momenten tatsächlicher Konflikte und der damit verbundenen Identitätspolitik und den Arten von Atmosphären, die daraus entstehen und um sie herum existieren, beschäftigen.